Ich war noch niemals in New York


Eigentlich bin ich ja mehr so der Naturtyp... lieber ein schönes Camp an einem hübschen Bach, als ein Hotel in der Stadt... Aber es gibt Ausnahmen! Und ein paar Städte haben es mir dann doch angetan: San Francisco, Sydney, Vancouver, Reykjavik, New Orleans... würde sagen, das waren bisher meine persönlichen Top 5! Und man mag es kaum glauben, für einen Typen aus der Reisebranche fast undenkbar: "Ich war noch niemals in New York!" - bis jetzt. Zeit das zu ändern! Und ich freue mich!

Manhattan, New York

Manhattan, New York

Es gibt ja Leute, die planen einen solchen Trip minutiös durch. Die lernen den Stadtplan auswendig und wissen dann genau an welchem Tag um wieviel Uhr sie an welcher Ecke ein Stück Pizza kaufen werden... So einer bin ich nicht! Ich hab mich mal wieder kaum vorbereitet... eigentlich gar nicht! Nach dem Einchecken in Frankfurt hole ich mir dann doch noch einen Reiseführer - ist ja doch ne große Stadt mit ner Menge sehenswerter Dinge.

Ich lande in La Guardia und bekomme schnell ein Taxi zu meinem Hotel in Queens. Warum Queens? Es ist die Empfehlung eines Freundes und wir verkaufen das Hotel so oft, dass ich mir dachte, ich sollte es mir mal persönlich anschauen. Das Holiday Inn Manhattan View, Long Island City, Queens. Auf den ersten Blick haut es mich nicht gerade um. Wie gesagt, ich bin ja eigentlich mehr der Naturtyp und die Gegend ist, sagen wir mal, eher mittelmäßig pittoreske. Doch beim Einchecken mache ich meine ersten Erfahrungen mit der New Yorker Gastfreundlichkeit. Der Junge hinter dem Tresen ist sowas von nett! Höflich, herzlich und irgendwie locker und natürlich. Kein aufgesetztes, geschultes Hotelblabla - gefällt mir!

Mein Zimmer im Holiday Inn Manhattan View ist einwandfrei. Ich habe sogar einen Blick auf Manhattan (einige Zimmer versprechen auch, was der Name des Hotels verspricht). Es ist 18 Uhr, in die Stadt gehe ich heute nicht mehr aber das Hotelrestaurant probiere ich noch aus. Hier ist ganz neu ein Mexikaner eingezogen. Draußen werden gerade die Schilder montiert und was für ein Zufall: heute gibts Mexikanische Spezialitäten "all you can eat" und einen Drink umsonst - zur Einführung quasi! Na da komme ich ja gerade richtig!

Habe geschlafen wie ein Stein! Lags am Jetlag oder an den Coronas die ich mir dann noch im kleinen Latino-Supermarkt gegenüber geholt hatte? Wie immer ist die erste Nacht in Nordamerika bei mir gegen 4 Uhr vorbei - länger schaffe ich es nicht! Ich mache mir einen Kaffee mit dem Maschinchen das auf dem Zimmer steht und schütte ihn weg - das Zeug ist nicht genießbar! Fernseher an: CNN und Co bashen auf Trump ein... ich muss immer wieder grinsen. Ich weiß gar nicht ob ich mich freuen soll oder peinlich berührt sein soll - dieses tolle Land und diese tollen Menschen haben doch etwas anderes verdient?! Was macht man um 4 Uhr morgens in Queens? Wäre doch langsam mal Zeit den ersten Tag in New York vorzubereiten, oder? Ich blicke ja noch gar nicht durch... Manhattan, Uptown, Downtown, Avenues, Streets, wie funktioniert das mit der Metro... wo soll ich anfangen?

Eisenbergs, New York

Eisenberg's, Manhattan, New York


Mein Reiseführer sagt, dass es eine gute Idee wäre mit einem Frühstück bei "Eisenberg's" an der 5. zu beginnen. Direkt gegenüber ist das berühmte "Flatiron Building". Also, dann wollen wir mal. Die Metro "39th Street" liegt keine 5 Minuten zu Fuß vom Hotel. Ein Freund hat mir empfohlen die MetroCard unlimited rides für 7 Tage zu kaufen, kostet 32 Dollar und gilt dann völlig unbegrenzt. Gesagt, getan... los geht's! Ab nach Manhattan. Ich steige an der 28th am Broadway aus, klettere dem Tageslicht entgegen und stehe mitten in Manhattan! Wow! Das muss man erstmal ganz kurz wirken lassen. Offen gestanden, die ersten zwei Minuten war ich erstmal völlig orientierungslos. Ok, alter Pfadfinder, kann ja wohl nicht sein! Jetzt erstmal ordnen. Irgendwo habe ich gelesen, dass Norden da ist wo die Nummern der Streets größer werden... Gut! So, die erste Orientierungsregel für Manhattan ist verinnerlicht. Das funktioniert! Obwohl es noch nicht mal 8 Uhr ist, ist hier die Hölle los - diese Stadt schläft wohl wirklich niemals! Das vom Reiseführer empfohlene "Eisenberg's" ist genau so wie man das aus alten US Filmen kennt... ein schmaler Schlauch entlang einer Theke an der außer zwei Cops noch niemand sitzt. Ich bestelle klassisch "eggs and bacon". Auch hier sind alle sehr herzlich, ich fühle mich wohl! Auch wenn der Kaffee fürchterlich schmeckt... Ja, ich gebe es zu: bei Kaffee bin ich anspruchsvoll! Wegen dem Essen muss man hier nicht unbedingt herkommen aber wer einen Hauch vom alten New York abseits von Hipstern und Veggi Trendküche erleben möchte, der bekommt hier ein solides amerikanisches Frühstück serviert.

Times Square, New York

Times Square, Manhattan, New York


Was nun? Die meisten Läden machen erst um 10 Uhr auf - noch gut ne Stunde... Endlich - die Sonne kommt raus, die Wolken verziehen sich. Ich bin noch immer etwas planlos, beschließe aber einfach mal drauflos zu laufen. Gen Norden, vorbei am Madison Square die Fünfte hoch bis zum Empire State Building. Irgendwie beeindruckend. Wenn man etwas schon so oft in Filmen oder im Fernsehen gesehen hat und dann direkt davor steht... Überall wuseln Menschen um mich herum, die meisten haben es eilig. Von hier ist es nur noch einen Katzensprung bis zum Times Square. Ja, es scheint als wären alle New York Touristen auf einmal hier. Und die Stadtrundfahrten Verkäufer quatschen auf dich ein, überall blinken die gigantischen Werbeflächen, hinten rechts winken die riesigen M&M Männchen und oben links die Heidi in Unterwäsche. Ich muss zugeben: ich bin ein bisschen beeindruckt und vielleicht auch ein ganz klein wenig gerührt!

Union Satation, New York

Union Satation, New York


Endlich: 10 Uhr! Ich erfülle mir einen Wunsch! Das einzige an dieser New York Reise was fest geplant war, ist die Tatsache, dass ich in eines der legendärsten Musikergeschäfte der Welt gehen werde, den Guitar Center am Times Square! Und jetzt öffnet er. Ich glaube ich bin der erste Kunde an diesem Tag. Aufgeregt fahre ich die Rolltreppe in Richtung Store hinab. Discolichter blinken und Konzertjubel kommt aus Lautsprechern - man fühlt sich selbst wie ein Rockstar wenn man langsam Richtung Laden "rollt". Und dann.... bin ich im Himmel! Ein Meer von E Gitarren, Verstärkern und allem was des Rock n Rollers Herz begehrt! Nun gut, ich kürze das an dieser Stelle ab...


Es ist noch nicht mal Mittagszeit und der Akku meines Iphones macht schon langsam schlapp, die vielen Bilder, das Filmen, die Navigation, das nachgoogeln haben ganz schön Strom gefressen. Bei American Eagle hier am Times Square gibts aber ein kleines Café mit Ladestationen. Und endlich: ein annehmbarer Kaffee! Das tut gut. Handy und ich regenerieren ein bisschen.

New Wold Trade Center, New York

New Wold Trade Center, New York



Mein Reiseführer sagt, dass die Union Station ein "must see" ist. Also, nichts wie hin! Und tatsächlich! Dieses Gebäude ist großartig. Ich stehe auf einem der Balkone, mitten im Apple Store und schaue auf das bunte Treiben in der Bahnhofshalle. Der Reiseführer hatte Recht! Langsam wird`s Zeit für einen Snack. In den Katakomben haben sich verschiedene Snackshops und Restaurants angesiedelt. Hier findet man alles Mögliche aus aller Herren Länder.

Den Rest des Tages bummle ich durch Geschäfte und relaxe im Bryant Park, der übrigens jetzt zu einem meiner Lieblingsplätze zum Entspannen in New York zählt.

New York at Night

New York at Night


Zweiter Tag:

Hey, neuer Rekord! Ich habe bis 6 Uhr geschlafen! Und ich habe sogar schon einen Plan! Erstmal möchte ich zur Staten Island Ferry. Jeder Tourist weiß, dass man hier kostenlos an der Freiheitsstatue vorbeischippert und zudem einen guten Blick auf Manhattan hat. Und als Hobbyfotograf überlege ich mir immer ein bisschen von welcher Seite wann das Licht kommt - also mein Tipp: die Tour gleich morgens machen, da ist das Licht optimal um von der Fähre aus die Skyline von Manhattan zu knipsen! Und noch ein Tipp: auf der rechten Seite des Bootes hat man den besten Blick, sowohl auf die Stadt als auch auf Ms. Liberty!

Danach ein Bummel durch den Battery Park und dann hoch zur Trinity Church. Der alte Friedhof hinter der Kirche ist ein wunderbarer Ort um kurz zur Ruhe zu kommen. Von hier ist es nicht weit zum New World Trade Center und dem September 11 Memorial. Die Stelle an der die Türme standen. Ein Ort den man gesehen oder besser gespürt haben muss.
Es ist Mittagszeit und inzwischen plagen mich drei Primärbedürfnisse: ich müsste mal aufs Klo (das ist in New York allerdings kein Ding, in jedem Kaufhaus gibt es "Restrooms"), zweitens habe ich Hunger und am aller dringensten.... brauche ich neue Schuhe! Ich habe nämlich einen kapitalen Fehler gemacht. Ich laufe seit zwei Tagen mit einem Pärchen Chucks durch diese Megacity und mir schmerzen die Füße! Ich brauche dringend ein paar bequeme Schuhe, sonst geht das hier nicht mehr lange gut! Aber erstmal etwas essen! Auf zum Chelsea Market, sicher auch einer meiner liebsten Orte hier in der Stadt! Unbedingt bei "Very Fresh Noodels" die Suppe bestellen. So etwas hat die Welt noch nicht gesehen! Auch wer kein "Suppenkasper" ist, wird diese Suppe lieben. Eine wahre Geschmacksexplosion!

Och neee! Mein Reiseführer sagt, dass direkt hinter dem Chelsea Market das nächste Highlight wartet, der Highline Park - quasi ein erhöht auf alten Bahntracks verlegter, grüner Wanderweg / Park. Aber meine Füße! Ich habe mir inzwischen einen eigenen Gehstil angeignet, nur um bestimmte Bewegungen zu vermeiden und um meine Füße anders zu belasten. Chucks mögen cool sein aber nix für Langstreckenläufer. Aber ich bin ja ein Kämpfer und so humple ich die ganze Highline gen Norden.

Jetzt gibt es nur noch eines in meinem Kopf: Schuhe! Ich komme mir ein bisschen wie eine jener vom Shoppingwahn besessenen Times Square Touristen vor, denn auch ich bin jetzt zum triebgesteuerten Jäger geworden. Mein Beuteziel: Schuhe! Und meine Ansprüche werden immer niedriger, nur bequem müssen sie sein. Halleluja! Im Scetchers Store am Times Square werde ich fündig. Die Verkäuferin ist etwas verwundert, dass ich die Schuhe gleich anlasse aber so what...
Ich feiere mein neues Laufgefühl mit einem zweiten Abstecher in meinen Lieblingsgitarrenladen und spiele ne halbe Stunde auf einer erlesenen Selektion verschiedener Fender Telecaster - YES!!!
Was für ein Tag!

Freiheitsstatue, Ms. Liberty

Freiheitsstatue, Ms. Liberty


Dritter Tag:

Heute gehe ich es ruhig an. Ich möchte noch mal zum Chelsea Market, einen dieser leckeren Espressi bei "Ninth Street Espresso" genießen (einer der besten Kaffees die ich je hatte!), dann muss ich noch das obligatorische Hard Rock Cafe T-Shirt kaufen (ja ich weiß, das ist sehr „touri" aber ich stehe dazu) und noch die letzten nicht gesehenen großen New York Highlights abklappern. Dazu gehört auch der Central Park. Ich steige in die Metro Linie "B" und möchte eigentlich in der 72th aussteigen aber... hey der fährt ja an allen Haltestellen vorbei. Mir dämmert, dass ich in einen Expresszug gestiegen bin. Erst in La Guardia kann ich dann endlich raus und das ganze Stück zurück fahren. Also: immer darauf achten, ob es klug ist in eine Express Line einzusteigen! Der Central Park ist riesig und wirklich wie eine Oase in Mitten dieser schnellen Metropole. Irgendwie haben mir die kleinen Parks (Battery Park, Bryant Park, Madison Square) aber besser gefallen.

Friedhof an der Trinity Church, Manhattan, New York

Friedhof an der Trinity Church, Manhattan, New York


Jetzt fehlt mir nur noch ein Highlight, dass ich schon die ganze Zeit verschoben habe: die Public Library. Für mich einer der schönsten Orte in New York! Tolle Architektur, ein Ort der Ruhe in Mitten des Gewusels, mein Lieblingsraum: der Map Room!

Sicher könnte ich noch viel mehr erzählen... davon, dass ich mich immer und überall sicher gefühlt habe, dass es in Manhattan überall 99 Cent Pizzas gibt, die zumindest für den schnellen Hunger eine günstige Alternative sein können, dass die New Yorker ein gastfreundliches, lockeres, witziges und sehr multikulturelles Völkchen zu sein scheinen, davon dass es eine Legende ist, dass die Amerikaner nur ungesundes Essen kennen und davon, dass es vielleicht doch nicht schlecht ist, sich ein klein Wenig vorzubereiten...

Eines steht jedoch fest, aus der TOP 5 Liste meiner Lieblingsstädte wurde eine Stadt von New York auf Platz 6 verdrängt! Welche? Das verrate ich nicht!