Da saß ich also, im Air Canada Flugzeug auf meinem Weg nach Winnipeg, der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba. All den Alltagsstress hinter mir gelassen ging es dem hohen Norden Kanadas entgegen, genauer gesagt Churchill. Churchill liegt an der Hudson Bay und ist Welthauptstadt der Eisbären, Beluga Wal Mekka und auf dem gleichen Breitengrad wie Juneau, Alaska gelegen.

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Es war also klar was mich erwarten wird, da oben, im Norden Kanadas: raue Natur, die endlosen Weiten der Tundra und des subborealen Nadelwaldes sowie eine atemberaubende Flora und Fauna. Die Gore Tex Stiefel, Outdoorjacke und dicke Fleecejacke im Rucksack ging es meinem Outdoorabenteuer entgegen. Nach zwei schönen Tagen in Winnipeg, der „Hauptstadt der Prärie“, stieg ich an Bord eines kleinen gecharterten Propellerflugzeugs. An Bord: Outdoorenthusiasten, welche abseits der ausgetretenen Pfade sich für ein unvergleichliches Kanada Abenteuer entschieden hatten. Denn dieser Kanada Urlaub ist anders als alles was man sonst so erleben kann. Im Norden Manitobas, in einer Stadt wo 900 Einwohner und 900 Eisbären leben, welche an kein Straßennetz angebunden ist, sondern nur per Zug (2,5 Tage Fahrzeit) oder per Flugzeug erreichbar ist treffen drei Klima- und Vegetationszonen aufeinander: die Tundra, das Eismeer in Form der Hudson Bay sowie der subboreale Nadelwald. Von Hundeschlittenfahrten über Eisbärenbeobachtungen, Whalewatching hin zu Kayaking oder Schnorcheln mit Beluga Walen – hier gibt es das alles. Ich habe noch nie eine solch intensive Wildlife Erfahrung gehabt wie auf dieser einmaligen Reise in Kanada.

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Doch nun Step by Step – Knapp 15 Jahre lang baute Wally (unser Gastgeber) das größte Blockhaus Manitobas. Sein Ziel war es, Interessierten die Eisbären und Beluga Wale näher zu bringen, sowie die raue Schönheit Churchills und der Hudson Bay. Sein Meisterwerk taufte er „Lazy Bear Lodge“ – In dieser tollen Unterkunft fehlt es an nichts. Eine urige Lobby mit Ofen, ein Restaurant das zum gemütlichen Verweilen in den von Wally gebauten Holzstühlen einlädt und ein Menu, das es in sich hat. Hier kommt jeder auf seine Kosten. Die Zimmer sind super gemütlich, ein leckerer Holzgeruch liegt in der Luft und von den Fenstern aus kann man die Tundra sehen – Wahnsinn.

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Am nächsten Morgen ging unser Abenteuer früh los, in einer Gruppe von 12 Leute und einem super Guide, eine Frau aus British Columbia namens Jad, welche sich in Churchill niedergelassen hat, da Sie sich in die Natur dort verliebt hat. Auf einer 6 stündigen Bootsfahrt beobachteten wir Eisbären in freier Wildbahn, fuhren hinaus auf die Hudson Bay wo wir von mehreren Beluga Wal Schulen begleitet wurden um anschließend den Churchill River hinauf zu fahren, wo wir Robben und noch mehr Walen begegneten und natürlich: Eisbären. Diese warten am Ufer des Churchill Rivers auf die Rückkehr des Eises, welches sich in Süßwasser früher bildet als auf der Hudson Bay. Im eisfreien Sommer blüht die Natur um Churchill auf, die Eisbären liegen in Ufernähe herum und das Licht ist zum niederknien. Ich habe noch nie solch intensive Farben und Farbenspiele beim Sonnenuntergang gesehen. Noch nie.

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Die große Bootstour war definitiv ein Highlight der Reise, das Boot hat Wally extra für Wildlife Watching anfertigen lassen. Da es kaum Tiefgang hat kommt man auf wenige Meter an die Eisbären heran und fliegt regelrecht über die gelegentlich etwas raue See der Hudson Bay. Jeden Tag gibt es in der Lazy Bear Lodge andere Wahnsinnsaktivitäten, welche alle von dem gleichen Guide und in der gleichen Gruppe durchgeführt werden. So kommt  man schnell in Kontakt mit Gleichgesinnten, denn schöne Momente sind noch schöner wenn man Sie teilen kann. All diese Erfahrungen auszuführen würde den Rahmen dieses Blogs sprengen, deshalb im Folgenden eine kurze Abhandlung der Touren

  • Tundra Tour: In einem Arctic Crawler geht es quer durch die Tundra hinaus zu einem alten Schiffswrack. Hierbei gibt es Adler, Wildgänse, Polarfüche sowie mit etwas Glück Eisbären zu bestaunen.

  • Churchill Heritage Tour: Mit einem Schlauchboot („Zodiac“) geht es auf die andere Seite des Churchill Rivers zu einem alten Fort. Jad erzählte uns sehr viel über die Geschichte Churchills und allgemein Kanadas, man wandert ein bisschen durch die Tundra. Anschließend geht es durch Churchill zu einem alten Flugzeugwrack, welches begehbar ist – Hammer!

  • Kayaking: Der Knaller schlechthin. Alleine im Kayak umgeben von Belugas. Man hört die Wale singen und wenn man Glück hat ist einer interessiert und taucht direkt daneben auf, sodass man ihn streicheln kann.

  • Schnorcheln: Die Steigerung von Kayaking. Näher kommt man Belugas nicht. In warmen Trockenanzügen geht es ins eiskalte Wasser, man kann quasi Teil der Walfamilie werden. Absolut einmalig.

  • Mein Highlight, neben dem Kayaken: Dog Sledding! Es geht in die dichten Nadelwälder südlich von Churchill zu Gerald und seiner Frau. Es gibt selbstgebackene Kekse und warmen Kaffee sowie ein Lagerfeuer und natürlich Schlittenhunde. Da die Hunde zweimal am Tag rennen wollen und müssen, nimmt man Platz auf einem Schlitten mit Räder statt Kufen. Die Route verläuft über kleine Trampelpfade und Feldwege und ist ca. 2 Meilen lang. Kuscheln mit den Huskys anschließend ist mehr als erwünscht!!

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Alles in Allem muss ich sagen, dass dieser Trip zu den Besten Erfahrungen meines Lebens gehört. Die raue Schönheit der Hudson Bay, all die Tiere und die freundlichen Leute sowie die 1A Unterbringung in der Lazy Bear Lodge erzeugen eine einmalige Stimmung und haben diese Reise für immer in mein Gedächtnis eingebrannt. Es ist schwer all diese Eindrücke in Worte zu fassen, ich denke aber ich habe den Nagel ganz gut auf den Kopf getroffen. Eisbären Schauen in Churchill – Machen!

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PS: Nachts immer in den Himmel schauen, wer weiß, vielleicht sieht man ja Polarlichter!;-) So geschehen an unserem letzten Abend, einfach ein magischer Moment, den kein Foto vermitteln kann.